Darmpolypen: Was man darüber wissen sollte.
Dr. med. G. Glas
Sie werden meist bei einer Endoskopie zufällig entdeckt, da sie kaum Symptome machen. Aber aus Ihnen kann Krebs entstehen!
Polypen im Darm findet man nicht selten. Im Alter nimmt die Häufigkeit zu. Man schätzt, dass jeder fünfte bis dritte Mensch über 60 Jahre mindestens einen Polypen im Darm aufweist. Ein Polyp von einem Zentimeter Größe hat das Risiko von einem Prozent, dass er Krebszellen enthält. Bei einem Polypen von vier Zentimeter Größe beträgt dieses Risiko bereits 20 Prozent. In 9 von 10 Fällen hat sich der Darmkrebs aus einem Darmpolypen entwickelt.
Was gibt es für Darmpolypen und was ist ein Polyp?
Polypen sind Geschwülste oder auch einfach nur Vorwölbungen der Schleimhaut, die in das Innere des Darms hineinragen. Zwar gibt es Polypen im gesamten Magen-Darm-Trakt, doch kommen die Polypen im Dickdarm am häufigsten vor. Unter dem Mikroskop kann man erkennen, dass es verschieden Typen von Polypen gibt. Die Pathologen können z.B. entzündliche Polypen von tubulären, villösen, tubulovillösen und serratierten Adenomen unterscheiden. Daneben gibt es aber auch noch andere Erscheinungsformen.
Wie gefährlich sind die Darmpolypen?
Das ist abhängig vom feingeweblichen Aufbau des einzelnen Polypen. Adenomatöse Polypen, sogenannte Adenome, stellen Neoplasien dar, also neu gebildetes Gewebe. Nicht jedes dieser Adenome muss bösartig sein, aber über die Jahre kann sich aus solchen Neoplasien ein Krebs entwickeln. Man geht davon aus, dass im Verlaufe von 10 Jahren etwa 5 von 100 Polypen die Entwicklung zu einem Krebs vollziehen. 90 Prozent der Dickdarmkrebserkrankungen haben sich aus einem Adenom entwickelt. Die Ärzte nennen das Adenom-Karzinom-Sequenz. Wir wissen, dass mit der Zahl und der Größe der Adenome das Krebsrisiko steigt. Liegt eine familiäre adenomatöse Polyposis vor, liegt die Wahrscheinlich für die Entwicklung eines Dickdarmkrebses bei fast 100 Prozent.
Welche Beschwerden rufen die Polypen hervor?
In der Regel rufen die meisten Polypen keine Beschwerde hervor. Ist die Oberfläche des Polypen verletzt, kann es zu Blutungen kommen. Dieses Blut ist dann im Stuhlgang sichtbar. Solche sichtbaren Blutungen treten aber eher selten auf. Sehr große Polypen können selten zu Verstopfungen führen. Ab und zu können Polypen auch Durchfall verursachen.
Wie kann man die Darmpolypen entdecken?
In aller Regel werden die Dickdarmpolypen zufällig entdeckt, bei einer Darmspiegelung. Eine solche Krebsvorsorgeuntersuchung sollte man spätestens ab dem 55. Lebensjahr durchführen lassen. Ab diesem Alter übernimmt die Krankenkasse die Kosten für solch eine Screeninguntersuchung. Viele Fachleute sind der Meinung, dass diese Vorsorgemaßnahme bereits ab dem 45. Lebensjahr sinnvoll ist. Nach entsprechender Darmreinigung (Abführmaßnahme) kann der behandelnde Gastroenterologe das Innere des Dickdarms untersuchen und dabei Polypen erkennen und entfernen. Etwa die Hälfte aller in Frage kommenden Patienten geht aber leider nicht zum Arzt. Als Gründe stellen wir meist Unkenntnis, Schamgefühl aber auch Angst vor der Untersuchung und dem Ergebnis fest. In den Händen von erfahrenen Ärzten kann eine Koloskopie aber risikoarm und ohne große Belastungen für den Patienten durchgeführt werden. Moderne Geräte und der Einsatz von Kohlendioxid statt Raumluft minimieren etwaige Beschwerden beim Patienten. Die meisten Koloskopien werden heute durch eine beruhigende Medikation (Sedierung) begleitet.
Den Test auf nicht sichtbares Blut im Stuhl (Gujak-Test) bezahlt die gesetzliche Krankenkasse ab dem 50. Lebensjahr. Der Test ist aber unsicher. Genauere, immunologische Tests sind inzwischen verfügbar.
Wie werden die entdeckten Polypen behandelt?
Der große Vorteil der Darmspiegelung gegenüber alternativer Verfahren ist es, dass die entdeckten Polypen auch gleich abgetragen werden können. Über den Arbeitskanal des Endoskops kann der Arzt die Polypen mit speziellen Instrumenten abtragen. Alle Polypen werden, soweit das möglich ist, geborgen und zur weiteren Untersuchung in ein pathologisches Labor geschickt. Hier kann der darauf spezialisierte Arzt (Pathologe) feststellen, ob das Gewebe gut- oder bösartig ist. Liegt bereits Darmkrebs vor, veranlasst der behandelnde Arzt, abhängig vom vorliegenden Befund, die passende Therapie. Bei Polypen ohne Nachweis von Krebszellen wird das weitere Vorgehen von der aktuellen Leitlinie der Fachgesellschaft bestimmt. Meist wird eine Kontrolluntersuchung dann in 3, 5 oder 10 Jahren notwendig.
Die Darmspiegelung kombiniert Krebsfrüherkennung und Vorsorge. Bei familiär belasteten Menschen sollte die Endoskopie unter bestimmten Umständen bereits vor dem 55 Lebensjahr durchgeführt werden.
Gibt es Risikofaktoren für die Darmpolypen?
Alter, Ernährung und Lebensstil spielen eine Rolle bei der Entwicklung von Darmpolypen. Übergewichtige Patienten und Diabetiker weisen häufiger Polypen auf. Auch mangelnde Bewegung scheint ein Risikofaktor zu sein. Wer raucht und regelmäßig Alkohol trinkt, hat ebenfalls ein höheres Risiko für Darmpolypen. Negativ wirkt sich ballaststoffarmes und fettiges Essen aus.
Aber auch die Gene haben einen Einfluss. Hat ein naher Verwandter Darmpolypen, treten diese auch bei den Familienmitgliedern gehäuft auf.
Wie kann man sein Risiko für Darmpolypen senken?
Das ergibt sich zum großen Teil aus den Risikofaktoren. Menschen, die sich regelmäßig körperlich betätigen, haben weniger Polypen im Darm. Da reichen schon 30 bis 60 Minuten moderate Bewegung am Tag, um das Risiko für Polypen, und damit für den Darmkrebs, zu senken.
Ballaststoffreiche Nahrung, Obst und Gemüse schützen vor Darmkrebs genauso, wie die Reduktion von rotem Fleisch. Verzichtet man auf regelmäßigen Alkoholkonsum und auf das Rauchen, hat man schon viel getan.
Ab dem 55. Lebensjahr sollte man dann die Darmspiegelung als Vorsorgeuntersuchung wahrnehmen.
Quellen:
http://www.felix-burda-stiftung.de
Riemann, Fischbach, Galle, Mössner: Gastroenterologie; Thieme, 1. Auflage
S3-Leitlinie „Kolorektales Karzinom“